Gustav-Heinemann-Schule

Selbstständige Schule

Oberstufengymnasium des Kreises Groß-Gerau

MINT

Olov

evangelisch

Selbstverständnis

Der evangelische Religionsunterricht (eRU) versteht sich nach dem Hessischen Lehrplan als ein „eigenständiger Beitrag zur Allgemeinbildung, zur Lern- und Dialogfähigkeit und zur Herausbildung eigener Konzepte der Lebensführung.“ (ebd. S.35). Das „speziell Evangelische“ daran ist, biblisch-christliche Tradition auf ihre Gegenwartsbedeutung hin zu untersuchen und für die Lebenswirklichkeit des modernen Menschen zu aktualisieren. Dass sich der eRU dabei einem enormen Spannungsfeld aussetzt, erscheint logisch. Wie soll ein derartig alter Text wie die Bibel noch eine Bedeutung für das 21. Jhd. entwickeln können?

Hier sehen wir einen Schwerpunkt in der Erarbeitung christlicher Traditionen: Die Schüler*innen sollen die Fähigkeit erlangen, christliche Religion als eine Entwicklung zu begreifen, die trotz jahrhundertelanger Traditionsgeschichte offen für Veränderung und die Fragen der Gegenwart bleibt – auch weil sie Antworten bieten kann.

Grundlage bleibt die Bibel als Heilige Schrift. Sie ist nicht nur historische Quelle, sondern zugleich beeindruckendes Beispiel einer tiefen Spiritualität und Glaubensüberzeugung.

Die Schüler*innen lernen daher die Fähigkeit zu entwickeln, religiöse Phänomene wahrzunehmen und diese in ihrem Bedeutungszusammenhang einzuschätzen. Sie erfahren, dass es unterschiedliche religiöse Ausdrucksformen und Phänomene von Religion gab und gibt. Diese Erkenntnis dient als Grundlage für eine Reflexion darüber, welche Lebensentwürfe und –konzepte sie gegenwärtig kennen, welche sie möglicherweise selbst leben oder leben möchten.

In dieser sensiblen Wahrnehmung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten liegt eine Basis für das Zusammenleben an der GHS, das von unterschiedlichen religiösen Vorerfahrungen und Traditionen geprägt ist. ERU leistet dazu seinen Beitrag: Trotz unterschiedlicher Lebensentwürfe kann Gemeinschaft gelingen, wenn Schüler*innen gefordert und gefördert werden, sich auf anderes einzulassen und mutig und mit Vertrauen auf andere zuzugehen.

Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung bildet dafür die Grundlage für jede weitere Diskussion jenseits einer bloßen Meinungsbildung. Die Schüler*innen lernen zu begreifen und nachzuvollziehen, dass Theologie in ihrer Entwicklungsgeschichte das Fundament für eine moderne reflektierte Diskussion in der Auseinandersetzung um Wirklichkeitsgestaltung ist.

Dass wir als Menschen Teil unserer Wirklichkeit sind, erfordert, dass wir auch Stellung beziehen können in dieser Wirklichkeit, wenn sie in Frage gestellt wird. Aktuelle medizinische und politische Diskussionen, z.B. um CRISPR/Cas (ein fachübergreifendes Projekt-Beispiel aus der Q3) oder Sterbehilfe, erwarten also von den Schüler*innen eine differenzierte Auseinandersetzung, die auf die Frage hin, was ethisch verantwortbar sei, eingeübt wird.

Denn als ein Individuum ist der Mensch fähig und vernunftbegabt, Leben als einen Prozess zu erfassen, der von Brüchen und Niederlagen geprägt ist, aber genauso durch Ideen und Visionen gestaltet werden kann. Insofern fordert eRU sicherlich auch immer eine persönliche Stellungnahme der Schüler*innen heraus.

 

Abschlussdiskussion zum fächerübergreifenden 
CRISPR/Cas-Projekt der Q3 des Jahrgangs 2019/20

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