Gustav-Heinemann-Schule

Selbstständige Schule

Oberstufengymnasium des Kreises Groß-Gerau

MINT

Olov

katholisch

Selbstverständnis

Handeln setzt beim Handelnden ein Verstehen dessen voraus, was er tut. Wer die Gründe seines Tuns vor anderen und vor sich selbst nicht erläutern kann, setzt sich dem Verdacht aus, dass er gar nicht versteht, was er tut. Deshalb gehört es zum Bildungsauftrag der Schule, Kinder und Jugendliche zu verantwortbarem, also begründetem Handeln zu befähigen. Auch der Religionsunterricht ist diesem Bildungsauftrag verpflichtet; er will die Schülerinnen und Schüler „zu verantwortlichem Denken und Verhalten im Hinblick auf Religion und Glaube befähigen“. (Der Religionsunterricht in der Schule. Ein Beschluss der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland (1974), in: Arbeitshilfen 66, hg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn4 1998, 2.5.1.)

Der oft zu hörende Satz „Das muss jeder für sich selbst entscheiden!“ meint nicht nur, dass der Einzelne seine sittlichen Entscheidungen alleine verantworten muss, sondern dass die Frage nach dem Guten und dem Gerechten auch von jedem alleine beantwortet werden kann. Der Religionsunterricht in der Schule ist der Ort eines ernsthaften Ringens um Wahrheitserkenntnis. Dabei ist er von einem bestimmten Wahrheitsverständnis geleitet: Wahrheit ist kein Besitz, über den jemand verfügt, sondern ein Anspruch, unter dem alle am Unterricht Beteiligten stehen und dem sie verpflichtet sind. In diesem Sinne versucht der katholische Religionsunterricht, den Glauben im Dialog mit den Erfahrungen und Überzeugungen der Schülerinnen und Schüler, mit dem Wissen und den Erkenntnissen der anderen Fächer, mit den gegenwärtigen Fragen der Lebens- und Weltgestaltung und mit den Positionen anderer Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen zu erschließen. Die dialogische Erschließung erfordert von allen am Unterrichtsgeschehen Beteiligten die Bereitschaft und Fähigkeit, die eigene Perspektive als begrenzte zu erkennen, aus der Perspektive anderer sehen zu lernen und neue Perspektiven dazuzugewinnen.

Perspektivenübernahme ist ein Grundprinzip des Religionsunterrichts. Sie schließt die Bereitschaft ein, andere Sichtweisen in der eigenen Urteilsbildung zu berücksichtigen. Eine der wichtigen und anspruchsvollen Aufgaben der Schule ist die Integration von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher sozialer, ethnischer und kultureller Herkunft. Der Religionsunterricht führt und fördert das Gespräch und die Verständigung über die Grenzen der eigenen Konfessionszugehörigkeit hinaus. Auf diese Weise hat er Anteil an der schulischen Aufgabe, den Umgang mit Differenzen so zu erlernen und einzuüben, dass der eigene Standpunkt und der Respekt vor dem anderen zugleich ermöglicht werden.

Diese Zielsetzung erfordert eine entsprechende Gestaltung des Unterrichts. Dazu gehören die konzentrierte, intellektuell anspruchsvolle Arbeit an konkreten inhaltlichen Angeboten und Herausforderungen sowie die sachbezogene und argumentative Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Sichtweisen und Deutungen. Auch das Fragen will im Religionsunterricht gelernt werden. Nur wer sich nicht mit vorschnellen Antworten zufrieden gibt, sondern konsequent weiterfragt, wird zu den Fragen gelangen, die zum Menschsein gehören. Er wird nicht nur nach Gründen fragen, sondern auch nach dem Grund seines Lebens und der Welt, in der er lebt.

Schließlich bedarf der Religionsunterricht der Pflege einer Kultur des Gesprächs. Einander aufmerksam zuhören, den anderen respektieren, Argumente zusammenstellen und gewichten, Übereinstimmungen und Dissense feststellen und die eigene Meinung argumentativ überprüfen sind grundlegende Fähigkeiten, die eingeübt werden müssen. ("Der Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen", Hrsg. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Kaiserstraße 161, 53113 Bonn, S. 27ff)

Dass ein solches Lernen durchaus auch zu einem guten Abitur führen kann, das haben wir in den letzten Jahren gesehen.

Zum Seitenanfang